In Berichten über Verbrennungsverletzungen sehen wir als Erstes den Anteil der Schäden an der Körperoberfläche. Wir finden Werte von bis zu 75%, in manchen Fällen sogar von 90%. Stelle dir nun vor, das ist dein Körper, der dir bisher vertraut, angenehm und verständlich war. Und plötzlich wird er dir völlig fremd: Er schmerzt, du erkennst ihn nicht wieder, weil er stark entstellt ist. Du musst lernen, mit diesem neuen, anderen Körper zu leben, der nicht den „Normen und Standards“ entspricht. Stelle dir nun vor, du bist ein Kind oder ein Teenager. Du bist noch sehr jung und hast eine enorme Aufgabe vor dir: Du musst dein neues Ich mit all seinen Narben und Spuren akzeptieren. Das erfordert Unterstützung, sowohl fachlich als auch
finanziell.
Genau diese Unterstützung bieten die Kinder-Verbrennungslager, die die Stiftung Speransky Hospital Fund in Moskau jedes Jahr durchführt. Wir, der Hilfeverein AdVita e. V., unterstützen dieses Programm dank unserer Spender jedes Jahr finanziell.
Über frühere Camps haben wir
hier und
hier berichtet. Doch diesen Sommer fand ein weiteres Brandverletzten-Camp am wunderschönen Ort Myschkino Podworje statt. 45 Kinder im Alter von 9 bis 17 Jahren nahmen an verschiedenen Programmen teil, darunter Sportwettbewerbe, Kreativprojekte sowie psychologische Gruppen- und Einzelgespräche..
Es wurde alles daran gesetzt, einen sicheren und gemeinschaftlichen Raum zu schaffen, in dem Kinder mit Brandverletzungen sich selbst besser verstehen, ihre Gefühle ausdrücken und schließlich ihre Situation akzeptieren können. Dies hilft ihnen nicht nur, ihre eigenen Grenzen zu entwickeln, sondern auch, die Grenzen anderer zu respektieren.
Hier ist eine Geschichte:
Der heute 13-jährige Jegor Grebeschkow erlitt vor vier Jahren eine Verbrennung, bei der mehr als 60 Prozent seiner Körperoberfläche beschädigt wurden. Es folgten ein künstliches Koma, Intensivpflege, über zehn Operationen und eine langwierige Genesungsphase. Jegor hatte lange Zeit eine Tracheostomie, die ihn am Sprechen hinderte. Vor zwei Jahren war Jegor zum ersten Mal im Brandverletztencamp. Es fiel ihm nicht leicht, sich an die unvermeidlichen Regeln eines gemeinsamen Raums zu gewöhnen. Doch die Unterstützung und Akzeptanz liebevoller Erwachsener machten den entscheidenden Unterschied: Dieses Jahr war das Camp für Jegor kein Ort der Regeln, sondern ein Ort der Selbstverwirklichung. Er tauchte in die Welt der zeitgenössischen Musik ein, lernte die Grundlagen von Musikprogrammen kennen, probierte sich an Synthesizern und Samplern aus, kreierte Rhythmen und verwandelte seine Ideen in vollwertige Musikstücke. Als Teil des Musikteams beteiligte er sich an der Entstehung der Camp-Hymne, die ein unglaublicher Erfolg wurde: Am Ende des Camps hallte die Melodie aus jeder Ecke wieder.
In diesem Jahr wurde das Projekt „Clowning” im Camp getestet und hat sich als großer Erfolg erwiesen. Es soll Teenagern dabei helfen, ihre Andersartigkeit sowie ihre Verletzlichkeit und Hilflosigkeit zu akzeptieren. Denn wer lacht, hat keine Angst.
Ein spezielles „Drück dich aus“-Programm verfolgte dasselbe Ziel: Hier wurden Kinder zu Designern und Schneidern, die einzigartige Kleidungsstücke aus gewöhnlichen T-Shirts, Matrosenhemden sowie Stoffen und Bändern kreierten. Obwohl die Programme unterschiedliche Methoden nutzten, vermittelten sie dasselbe: den Mut, sich auszudrücken, anders zu sein und etwas Besonderes zu sein.
Wir werden auch weiterhin Rehabilitationscamps für Kinder mit Verbrennungen unterstützen.
Sie können den Kindern
hier helfen.